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Lippische Landes-Zeitung , 07.06.1993 :

Trauermarsch für die Opfer von Solingen / 500 demonstrierten gegen Ausländerhass

Detmold (as). Rund 500 Menschen, Deutsche wie Türken, versammelten sich am Samstagnachmittag aus Anlass des Solinger Mordanschlages auf die türkische Familie Günc am Kaiser-Wilhelm-Platz, um der Opfer rechtsradikaler Gewalt durch einen Trauermarsch zu gedenken.

"Skinheads haben soviel Gehirn wie Haare auf dem Kopf", hieß es auf einem der vielen Protestplakate. Redner deutscher wie türkischer Organisationen riefen dazu auf, das Geschehene nicht zu vergessen. Solidarität gegenüber Ausländern dürfe kein Lippenbekenntnis sein. Auch den kleinen rassistischen Pöbeleien im Alltag müsse man begegnen.

Dr. Ulrich Möller, Pfarrer der Evangelischen Landeskirche und für Ausländerfragen zuständig, forderte mehr Rechte und besseren Schutz für die in Deutschland lebenden Ausländer. "Wir müssen ihnen zeigen, dass sie als Mitbürger geachtet werden."

Möller forderte zu diesem Zweck die Einführung des kommunalen Wahlrechtes für Ausländer sowie die Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft. Der Staat müsse entschiedener gegen rechtsradikale Gewalttäter vorgehen. Die Bürger rief Möller zu mehr persönlicher Zivilcourage auf.

Nach einer Schweigeminute setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung durch die Detmolder Innenstadt. Weitere Kundgebungen gab es am Kaufhaus Wiese und bei Karstadt. Dabei wurde von den Rednern noch Themen wie Warengutscheine, Abschiebung, Kirchenasyl, Fremdenpässe und mehr angesprochen.

Der Trauermarsch verlief nach Beobachtung der Polizei ruhig, auch im weiteren Verlauf des Wochenendes gab es keine Auseinandersetzungen. Polizei-Einsatzleiter Friedrich Stührenberg berichtete, dass eine angemeldete, rein türkische Demonstration von den Organisationen wieder abgesagt worden sei.


Detmold@lz-online.de

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