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Lippische Landes-Zeitung , 05.06.1993 :

Trauerkundgebung gegen die Morde in Solingen / Zitat: "Es reicht!"

Bad Salzuflen (Rei). An die 300 Personen, in der Mehrzahl türkische Mitbürger, nahmen gestern nachmittag an der Trauerkundgebung gegen die Morde in Solingen auf dem Salzhof teil. Zu der Demonstration hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund - Kreis Lippe, die türkische Gemeinde Salzuflen und Bürgermeister Heinz-Wilhelm Quentmeier aufgerufen.

"Erfüllen ihre Pflichten"

Dieser zitierte angesichts der feigen Morde die Schlagzeile einer türkischen Tageszeitung vom Pfingstmontag: "Es reicht!" Die Schlüsselbegriffe nach der ungeheuren Tat in Solingen hießen "Trauer, Scham und Angst". Diese sollten in allen nachwirken und nicht zu Sprechblasen verkommen. Quentmeier betonte, dass die ausländischen Mitbürger, die zum großen Teil seit Jahrzehnten in der Bundesrepublik leben, endlich hier ihre politischen Rechte erhalten müßten: "Ihre staatsbürgerlichen Pflichten erfüllen sie schon lange." Für diesen Satz erntete Quentmeier großen Beifall.

Der Vorsitzende der türkischen Gemeinde und des SalzuflersAusländerbeirats, Kamil Keskin, hielt seine Rede in Deutsch und Türkisch: "Uns macht Angst, dass Ausländer für soziale und wirtschaftliche Nöte in diesem Land verantwortlich gemacht werden." DGB-Kreisvorsitzender Jürgen Frodermann sagte, dass man nicht vor jedes Haus mit Ausländern einen Polizeiwagen stellen könne. Daher dürfe es nur heißen: "Aufhören mit der Gleichgültigkeit." Und die fange schon beim Dulden ausländerfeindlicher Witze an.

05./06.06.1993
Salzuflen@lz-online.de

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