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Löhner Nachrichten / Neue Westfälische ,
05.05.2004 :
Musik, gewidmet den Opfern des Faschismus / Abendkonzert in Mahnen mit Schostakowitsch
Löhne (nw). Zu einem weiteren Konzert der Reihe "Abendmusiken" lädt die Kirchengemeinde Mahnen ein. Es findet statt am kommenden Sonntag, 9. Mai um 17 Uhr in der Matthäuskirche an der Königstraße.
Auf dem Programm des Kammerkonzertes stehen Streichquartette von Dmitri Schostakowitsch und Wolfgang Amadeus Mozart. Das c-moll-Quartett op. 110 von Schostakowitsch (entstanden 1960) wird dem rund 180 Jahre älteren Meisterwerk in d-moll von Mozart gegenübergestellt.
Schostakowitsch, 1906 geboren, gehört zu den wichtigsten Komponisten Russlands bzw. der Sowjetunion. Er hatte zeitlebens mit Unterdrückungen der Politik zu kämpfen. Stalin hatte den sowjetischen Komponistenverband wie auch wichtige Medien unter staatlicher Kontrolle. Wer nicht so schrieb oder handelte, wie es politisch konform war, kam unter die Räder des Systems und hatte mit nicht geringen Repressalien zu rechnen.
Schostakowitsch, der dies bereits in den 30er Jahren zu spüren bekam, als seine große Oper "Lady McBeth von Mzensk" von Stalin verboten wurde, liebte sein Heimatland jedoch so, daß es für ihn nicht in Frage kam, es zu verlassen, so wie etwa Strawinsky es getan hatte. Er mußte also Wege finden, als Komponist glaubhaft zu bleiben und dennoch vom Staat akzeptiert zu werden. Eine Gratwanderung, die ihm oft sehr schwer fiel.
Er komponierte Filmmusik, Sinfonien, Klaviermusik, Kammermusik und anderes. Sein 8. Streichquartett entstand im Juli 1960, während eines Aufenthaltes im zerstörten Dresden. Zu der Zeit arbeitete er an der Filmmusik zu "Fünf Tage - fünf Nächte", ein Film, der von Zerstörung und Wiedererstehung Dresdens handelt. Dies inspirierte ihn zu dem Quartett, welches dem Andenken der Opfer des Faschismus und des Krieges gewidmet ist.
Heute beginnt Dresden in neuem alten Glanz zu erstrahlen, Frauenkirche und andere zerstörte Denkmäler werden wieder aufgebaut. Aber Andenken an die Opfer von Krieg und Faschismus bleibt. Die aufgewühlt emotionale Musik ist mitreißend, teilweise durch gewaltige Ausbrüche von Brutalität und Groteske. Aber die langsamen Sätze, die das Stück umschließen, nehmen den Zuhörer durch ihre Innerlichkeit und Intensität mit.
Näheres zu Schostakowitsch und seinem Werk können die Zuhörer in einer Einführung erfahren, die um 16.30 Uhr direkt vor dem Konzert gegeben wird. Im Konzert selbst wird dann nur Mozarts Quartett kurz erläutert.
Beide Quartette werden musiziert von Karsten Douwes und Kristina Weking, Violinen; Martin Windhorst, Viola und Christian Windhorst, Violoncello. Der Eintritt ist frei, um Spenden zur Deckung der Unkosten wird am Ausgang gebeten.
lok-red.loehne@neue-westfaelische.de
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