|
Lippische Landes-Zeitung ,
03.06.1993 :
Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber hat Betrieb aufgenommen / Ersten Ansturm gut gemeistert
Detmold (ab). Einige der rund 200 Asylbewerber, die seit wenigen Tagen in der von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) betreuten Gemeinschaftsunterkunft in den ehemaligen Klüter Kasernen leben, besitzen nur das, was sie am Leibe tragen. "Manche haben nicht einmal vernünftige Schuhe", so Einrichtungsleiter Michael Leue. Nachdem kurz vor Pfingsten die ersten Asylbewerber ankamen, sei es am Wochenende ziemlich hektisch zugegangen, so der Geschäftsführer des AWO-Bezirksverbandes, Wolfgang Stadler.
"Ich habe noch nie ein so motiviertes Team erlebt", lobt er die Betreuer und Mitarbeiter, die am Pfingstwochenende die Unterbringung und Grundversorgung der Asylbewerber organisiert hatten. Nach anfänglichen Verzögerungen waren am Freitag gleich drei Busse mit über 100 Personen, darunter viele Familien, angekommen. Auch rund 40 Kinder und Säuglinge leben in der Unterkunft. Die meisten Bewohner kommen aus den Ländern Osteuropas. So weit als möglich seien die Familien beziehungsweise die Angehörigen gleicher Nationen gemeinsam untergebracht worden.
Alleinstehende Frauen sollen besonders geschützte Zimmer innerhalb des Verwaltungsgebäudes bekommen. Auch ein Kindergarten ist bereits in Betrieb. "Das war alles sehr hektisch, hat aber hervorragend geklappt", so Stadler. Um alle mit Kleidung versorgen zu können, wurde die Kleiderstube bereits am Wochenende geöffnet. "Wir sind aber nach wie vor dringend auf Spenden wie Kleidung und Kinderspielzeug angewiesen", so Stadler. Mit der Unterbringung seien die Asylbewerber insgesamt sehr zufrieden, so Leue und Stadler. Besonders auch deshalb, weil die Zentrale Aufnahmestelle in Bielefeld derzeit völlig überfüllt sei.
Martin Isenberg, Pressesprecher der Landesstelle Unna-Massen, und sein Kollege Michael Lohmann, der die Landesstelle vor Ort vertritt, erläuterten das Verfahren: Nach der ersten Anhörung bei der Zentralen Ausländerbehörde in Bielefeld werden die Asylbewerber in die Gemeinschaftsunterkunft gebracht. Dort bleiben sie, bis über ihren Asylantrag endgültig entschieden ist. In der Unterkunft sollen bald auch Sportmöglichkeiten angeboten werden. Eine Werkstatt ist ebenfalls geplant. Und, so Leue, wer möchte, kann in der Einrichtung auch bei den anfallenden Arbeiten behilflich sein. Beispielsweise wolle eine russische Kindergärtnerin bei der Kinderbetreuung helfen.
Detmold@lz-online.de
|