Jüdische Allgemeine ,
13.11.2003 :
Gedenkstätten noch vor Einweihung geschändet
Unbekannte Täter haben im nordrhein-westfälischen Sprockhövel ein jüdisches Mahnmal vor der für den 9. November geplanten Einweihung zerstört. Die in eine Mauer eingelassene, noch verhüllte Metalltafel zum Gedenken an die aus Sprockhövel stammende Jüdin Clara Röttgen sei vermutlich in der Nacht zum 8. November abgebrochen worden, teilte die Polizei mit. Clara Röttgen war während der Nazi-Diktatur aus Sprockhövel vertrieben, ihr Grundbesitz zwangsweise an die Kommune verkauft worden.
Wenige Tage zuvor hatten in der Nacht zum 5. November Unbekannte die Gedenkstätte zur Erinnerung an die Juden aus Extertal ebenfalls vor ihrer offiziellen Einweihung am Tag des Novemberpogroms geschändet. Steine seien herausgerissen und die Böschung hinuntergeworfen worden, hieß es in einem entsprechenden Bericht der Lippischen Rundschau. Bürgermeister Hans Hoppenberg habe sich wenige Tage vor der Einweihung mit Handwerkern an der Hummbrucher Straße verabredet, um die letzten Handgriffe zu besprechen. Dabei entdeckten die Männer den Schaden. Der sechseckige Stein in der Mitte wurde offensichtlich aus dem Betonfundament gerissen. "Das ist kein Kavaliersdelikt", sagte Hoppenberg erschüttert, "und auch kein Dummer-Jungen-Streich." Der Staatsschutz in Bielefeld hat inzwischen die Ermittlungen übernommen. "Eine politisch motivierte oder fremdenfeindliche Tat ist nicht auszuschließen", teilte die Detmolder Polizei mit. Schüler der Realschule Bösingfeld hatten das Mahnmal gestaltet. Es war im Kunstunterricht als Modell entworfen worden: ein zerbrochener Davidstern, der die Zerschlagung der Jüdischen Gemeinde symbolisieren soll. Das Denkmal wurde in der Nähe der früheren Synagoge aufgestellt. Hoppenberg zeigte sich kämpferisch, jetzt werde man das Mahnmal erst recht aufstellen, sagte er.
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