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Lippische Landes-Zeitung , 25.03.1993 :

Wohnheime kommen nach Ahmsen und Wüsten / 70 Asylbewerber auf 480 Quadratmetern

Bad Salzuflen (Rei). Am Ende der langen Debatte lagen die Fronten nicht mehr weit auseinander: Bei drei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen aus der CDU-Fraktion beschloss der Rat gestern abend den zeitgleichen Bau von Übergangswohnheimen für Asylbewerber in Ahmsen und Wüsten.

Die Häuser sollen 70 Personen Platz bieten. Strittig zwischen den Fraktionen war zum Schluss allein, ob die Häuser für sechs (SPD, FDP, Grüne) oder vier Familien (CDU) gebaut werden sollen. Die Mehrheit setzte das Modell für sechs Familien mit Wohnungen von je 80 Quadratmetern durch.

Die CDU-Politiker Hartmut Sievert (Wüsten) und Elfriede Stüwe-Kobusch (Ahmsen) sprachen sich im Rat nochmals gegen die Pläne der Verwaltung aus. Sievert beharrte auf der weiteren Suche nach einem anderen Standort in Wüsten: "Der gewählte Platz neben der Grundschule ist völlig unbefriedigend. Im Radius von 600 Metern um das Heim wohnen 800 Bürger." Elfriede Stüwe-Kobusch erinnerte daran, dass auf dem in Ahmsen vorgesehenen Grundstück bereits ein Asylbewerberheim mit 30 Personen stehe. Dort werde ein sozialer Brennpunkt geschaffen.

Quasi in letzter Minute hatten einige Bürger Wüstens zusammen mit der evangelischen Kirchengemeinde Ausweichplätze angeboten. Die Verwaltung legte die Vorschläge noch vor der Ratssitzung dem Regierungspräsidenten vor. "Der RP hat uns eindeutig erklärt, dass es sich bei den Grundstücken Am Langenberg, hinterm Sportplatz und am Friedhof um Außenbereichsflächen handelt, die nicht bebaubar sind", erklärte Baudezernent Claus-Dieter Matzdorff zum Ausgang der Eil-Anfrage.

SPD-Fraktionschef Elmar Doskotz schlug vor, das nun endgültig in die Nachbarschaft der Grundschule kommende Übergangswohnheim mit einem direkten Weg von der Kirchheider Straße zu erschließen. "Da sehe ich kein Problem", lautete Matzdorffs Kommentar.

Die Forderung nach 120 Quadratmeter großen Wohnungen in den Heimen begründete George Zeich (CDU) mit der möglichen späteren Nutzung als Sozialwohnung: "Dort können besser größere Familien untergebracht werden." FDP-Fraktionsvorsitzender Jürgen Riekehof kritisierte die Rolle der CDU in den Ortsausschusssitzungen in Wüsten (die LZ berichtete): "Da wurde bewusst Stimmung gegen die Verwaltung erzeugt. Dr. Honsdorf hatte dort einen schweren Stand."

Gerlies Sander von den Grünen sprach sich zunächst für den ursprünglichen CDU-Antrag aus, Wohnheime für maximal 50 Personen zu bauen: "Das gibt weniger Konflikte nach innen und außen." Mit dem Kompromiss von 70 Bewohnern pro Heim könnten die Grünen jedoch leben, wenn neben Hausmeistern auch Sozialarbeiter oft in die Häuser kämen.

Erhard Mahne (SPD) betonte, dass Wüsten bislang nur sehr wenige Asylbewerber aufgenommen habe: "Die Hauptlast der Unterbringung tragen bislang Salzuflen und Schötmar." Das Verhalten der CDU in den Ortsausschüssen schüre die Politikverdrossenheit der Bürger. "Da wurden Hoffnungen geweckt, die wegen des geltenden Baurechts nicht zu erfüllen seien", meinte der ehemalige Bundestagsabgeordnete.

Zum Ende der Diskussion setzten die Grünen durch, dass ein im Protokoll einer vergangenen Sozialausschusssitzung festgehaltener Wille aller Fraktionen als Beschluss verabschiedet wurde: Demnach sollen die Asylbewerber gleichmäßig auf alle Ortsteile Salzuflens verteilt werden.


Salzuflen@lz-online.de

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