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Antifa AG Universität Bielefeld ,
01.05.2004 :
Rund um den 1. Mai
150 Menschen haben sich gestern an der antikapitalistischen Demonstration "Die Arbeit nieder!" durch die Bielefelder Innenstadt beteiligt. Obwohl die Polizei - mit Einsatz von Pfefferspray, Schlagstöcken und Greiftrupps - mehrere Versuche unternahm, die Demo anzugreifen, ließen die TeilnehmerInnen sich nicht unnötig provozieren.
Heute setzten sich mehrere AktivistInnen an die Spitze der traditionellen Demonstration des DGB und verliehen dieser zeitweilig eine antikapitalistische Ausrichtung.
Die Arbeit nieder! Das schöne Leben wartet.
Verschiedene Gruppen, darunter auch die Antifa-AG, hatten zu der ersten antikapitalistischen Demonstration seit Jahren in Bielefeld zum Vorabend des 1. Mai aufgerufen. Vorrangiges Ziel war, eine sinnvolle Alternative zu den alljährlichen Gewerkschaftsritualen auch hier in OWL aufzuzeigen und dabei den Begriff der Arbeit kritisch zu beleuchten.
Polizei und "Staatsschutz" greifen Demonstration bereits im Vorfeld an
Mit der Demonstrationsauflage, keine Transparente, die länger als drei Meter sind - und generell keine Seitentransparente zu benutzen, blieb der Bielefelder "Staatsschutz" seiner Eskalationslinie gegen linke Politik in Ostwestfalen auch vor dieser Demonstration treu. Eine Beschwerde vor dem Verwaltungsgericht Minden blieb erfolglos. Zur Begründung hieß es seitens der Polizei, es seien "Gewalttaten" zu befürchten, wenn kein offener Einblick in die Demonstration möglich sei. Polizei und "Staatsschutz" führten unter anderem Beiträge unbekannter Herkunft in der offenen Internetplattform Indymedia wie auch eine Meldung auf der Internetseite der Antifa-AG als Beleg für das zu erwartende "Gewaltpotential" an.
Es stand zu erwarten, dass viele DemoteilnehmerInnen sich nicht widerspruchslos diesem erneuten Angriff auf die Demonstrationsfreiheit beugen würden - zumal der Politik des "Staatsschutz" Bielefeld, die bis hin zur offenen Zusammenarbeit mit Neonazis reicht, ohnehin dringend ein Riegel vorgeschoben werden muß - und ebenso war zu befürchten, dass die Polizei gewaltsame Angriffe gegen die Demonstration plante. So war zu einer starken geschlossenen Demonstration aufgerufen, um sich gegen solche Angriffe zur Wehr setzen zu können.
Mehr TeilnehmerInnen als erwartet - Lautstarke Demo
Eine Einschätzung zur Beteiligung an dieser Demonstration - wie gesagt die erste dieser Art seit Jahren - war im Vorfeld nahezu unmöglich. Auch eine Reihe von "Konkurrenzveranstaltungen" in NRW und bundesweit erschwerten eine Prognose. Dass sich schließlich mehr als 150 Menschen zum Auftakt der Demo in der Bielefelder Innenstadt zusammenfanden, übertraf die Erwartungen der AufruferInnen deutlich.
Offensichtlich hatten die Angriffe des "Staatsschutz" in den Tagen vor der Demo zusätzlich mobilisierende Wirkung, auch über die nähere Region hinaus, entfaltet. So setzte sich eine von Beginn an lautstarke und kämpferische Demonstration durch die Fußgängerzone in Bewegung. Häufige Parolen waren:
- Alles für alle - und zwar umsonst!
- Arbeitswahn und Lohnarbeit sind gar schlechter Zeitvertreib!
- Digitales Fernsehn haben wir schon - was uns fehlt ist 'ne Revolution!
- No nation, no border, fight law and order!
Angriffe der Polizei erfolgreich abgewehrt
Wie erwartet entrollten DemoteilnehmerInnen nach einigen hundert Metern Seitentransparente, woraufhin die Polizei wie erwartet die Demonstration angriff. Nach einigem Gerangel setzten Polizisten Schlagstöcke und Pfefferspray ein, um die Demo zu stoppen. Auch dagegen verteidigten die TeilnehmerInnen die umkämpften Transparente. Nach längerem Beratschlagen ging es anschließend wieder ohne Seitentransparente weiter, um die Demo mit den gewünschten Inhalten ohne weitere Eskalationen fortsetzen zu können. Daraufhin begannen Greiftrupps der Polizei, einzelne DemoteilnehmerInnen anzugreifen und festnehmen zu wollen. Diese Versuche konnten durch entschlossenes Handeln der Demo abgewehrt und die Polizei wieder zurückgedrängt werden.
Durch die Vorfälle blieb die Demonstration durchweg entschlossen und lautstark. Nach zwei Stunden endete sie planmäßig mit der Abschlußkundgebung am Bielefelder Arbeitsamt. Die TeilnehmerInnen traten in größeren Gruppen dem Heimweg an, so dass auch hier ein Schutz vor der Polizei gewährleistet war.
AufruferInnen weitgehend zufrieden
Die aufrufenden Gruppen zeigten sich im Anschluß weitgehend zufrieden mit dem Ablauf der Demonstration. Trotz der Polizeiangriffe war es gelungen, die gewünschten Inhalte auf die Straße und in die Stadt zu tragen. Viele PassantInnen hatten ihre Sympathien ausgedrückt. Die Entschlossenheit und das geschlossene Auftreten der Demonstration halfen, eine offensichtlich angestrebte vorzeitige Auflösung durch die Polizei zu verhindern. Alle Anwesenden nahmen als Fazit mit, dass zukünftig ein noch offensiverer Umgang mit der Repressionspolitik von Polizei und "Staatsschutz" notwendig ist - und dass andere Anliegen sich nicht dadurch lähmen lassen müssen.
Nachgelegt: Innovativer Beitrag zur DGB-Demo
Knapp ein Dutzend Menschen war bereits am Vormittag des 1. Mai wieder ausgeschlafen genug, sich an der traditionellen Mai-Demo der Gewerkschaften durch die Bielefelder Innenstadt zu beteiligen. So kam es, dass für ca. 15 Minuten fast tausend ansonsten eher arbeitswütige FrühaufsteherInnen einem Transparent mit der Aufschrift "Die Arbeit nieder!" folgten. Der DGB-Bezirksvorsitzende Roland Engels höchstpersönlich verwies schließlich die "Verdächtigen" von "seiner" Demo und ließ ihnen Festnahmen durch die Polizei androhen. Den AktivistInnen war's recht, sie hatten noch Schlaf nachzuholen.
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