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Neue Westfälische ,
16.09.1993 :
Junge Rumäninnen in Abschiebehaft / Flüchtlingsrat-Protest / Nach dem Martyrium der Knast
Gütersloh (wich). Sechs der neun Rumäninnen, die von einer Bande mehrfach vergewaltigt und mit dem Tode bedroht wurden, um sie zur Prostitution zu zwingen, sind seit einer Woche im Abschiebegefängnis Gütersloh.
Nach Aussage der Ausländerbehörde Bielefeld wollten die Frauen freiwillig nach Rumänien zurückkehren, da aber ein "Straftatbestand" vorläge (illegale Einreise in die Bundesrepublik), seien sie in Haft genommen worden. Drei andere Frauen wurden in die Abschiebehaftanstalt Neuss gebracht. Die Ausreise nach Rumänien werde in den nächsten Tagen stattfinden. Wie die Anstaltsleitung Gütersloh gestern auf Anfrage erklärte, seien die Frauen 16, 17, 20, 23 und 27 Jahre alt. Die "mit den Frauen im Hafthaus befassten Bediensteten" hätten nach Gesprächen mit diesen "keinen Anlass gesehen, den psychologischen Fachdienst der Anstalt in Bielefeld-Brackwede anzufordern". In der Ausländerbehörde Bielefeld hieß es lediglich, die Justizvollzugsanstalten seien zuständig für die Betreuung.
Auf scharfen Protest des Flüchtlingsrates Gütersloh ist gestern die Nachricht von der Inhaftierung der Frauen nach ihrem tagelangen Martyrium gestoßen. Sprecherin Irmgard Oberem bezweifelte die Rechtmäßigkeit des Abschiebehaftgewahrsams mit einschlägigen Paragraphen des Ausländergesetzes. Danach gelte der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Wenn die Frauen freiwillig ausreisen möchten, zudem schlimmste Gewalt an sich erlebt haben, seien sie "aus der Freiheit heraus" abzuschieben.
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