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Lippische Landes-Zeitung ,
16.09.1993 :
Volksverhetzung: 4.000 Mark Geldstrafe
Detmold (KL). Wegen Volksverhetzung brummte die Staatsanwaltschaft Detmold dem Bielefelder Marko G. (29) einen Strafbefehl über 4.000 Mark auf. Der Grund: Am Tag nach den Brandanschlägen von Mölln im November 1992 hatte G. an seinem Arbeitsplatz in Detmold mehrfach geäußert: "Ich fand das einfach göttlich! Schade, dass ich nicht dabei war, ich würde gern mal selbst welche abfackeln." Seine Kollegen reagierten umgehend: Sie wandten sich an den Betriebsrat, der Anzeige erstattete. Die Folge: G. wurde beurlaubt, später entlassen.
Das mögliche Strafmaß für Volksverhetzung liegt zwischen drei Monaten und fünf Jahren. Da er noch nie zuvor straffällig war, kam er mit einem Strafbefehl davon, sagte Staatsanwalt Martens.
Zwar hatte G. dagegen Widerspruch eingelegt. Deshalb war für gestern eine Verhandlung vor dem Amtsgericht angesetzt. Einen Tag vor dem Termin jedoch zog G. den Widerspruch zurück, wie die Staatsanwaltschaft auf Anfrage der LZ mitteilte.
Anmerkung von www.hiergeblieben.de:
23. November 1992: Gegen ein Uhr morgens werfen die Neonazis Michael Peters und Lars Christiansen mehrere Molotow-Cocktails in das von zehn türkischen Staatsangehörigen bewohnte Haus im alten Stadtzentrum der schleswig-holsteinischen Kleinstadt Mölln. Nachdem sie feststellten, dass die Flammen den Eingang erfassten, riefen sie die Feuerwehr an: "In der Mühlenstraße brennt es! Heil Hitler." Es war bereits das zweite Haus, das die Täter in dieser Nacht angezündet hatten. Aus dem ersten Haus konnten sich die Bewohner noch rechtzeitig retten. Derweil griff in der Mühlenstraße das Feuer über den Treppenaufgang auf das Obergeschoss über. Nur mit einem Sprung aus dem Fenster konnten sich mehrere Bewohner in Sicherheit bringen. Einige erlitten schwere Bruchverletzungen und leichte Schnittwunden. Bahide Arslan, Yeliz Arslan und Ayse Yilmaz kommen im Feuer zu Tode.
Erstmals waren Menschen in Deutschland durch einen Brandanschlag von Neonazis getötet worden. Im Ausland wurde Mölln zu einem Symbol rassistischer Gewalt im wiedervereinigten Deutschland.
Detmold@lz-online.de
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