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Lippische Landes-Zeitung , 16.09.1993 :

"Felix Fechenbach - ein Leben für die Freiheit" - Dieter Heistermann würdigt große Zivilcourage des Ermordeten / Biographie über "Nazi-Jüsken" wieder erhältlich

Detmold (mmh). Seine große Zivilcourage wurde Felix Fechenbach zum Verhängnis. 1933 ermordeten SA- und SS-Leute den Redakteur der ehemaligen sozialdemokratischen Zeitung "Volksblatt" in einem Waldstück bei Scherfede. Zwei Schulen und mehrere Straßen in Lippe tragen den Namen des bekannten Widersachers der Nationalsozialisten. Trotzdem war bis vor kurzem keine Biographie des Journalisten und Sozialdemokraten erhältlich.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dieter Heistermann hat diese Lücke jetzt mit der Herausgabe des Buches "Felix Fechenbach - ein Leben für die Freiheit" geschlossen. das 86seitige Werk ist in der Reihe "Warburger Schriften", die der Hermann-Hermes-Verlag herausgibt, erschienen. Die "biographischen Skizzen" sind im heimischen Buchhandel sowie über die Geschäftsstelle des SPD-Unterbezirkes in Detmold erhältlich. Wie bereits erwähnt, war Fechenbach am 7. August 1933, vor 60 Jahren also, ermordet worden. Im kommenden Januar jährt sich außerdem der Geburtstag des couragierten Sohnes einer jüdischen Bäckerfamilie aus Mergentheim zum 100. Mal. Der Museumsverein in Warburg, Heistermann und zahlreiche weitere Mitstreiter und Autoren nahmen dies zum Anlass, Leben und Wirken Fechenbachs in Erinnerung zu rufen. Außerdem soll zu Beginn des nächsten Jahres eine entsprechende Ausstellung gezeigt werden.

Heistermann hat sich eigenem Bekunden nach seit langem mit Fechenbach beschäftigt. In einer Zeit, in der wieder Übergriffe, Verfolgung und Mord an ausländischen Mitbürgern stattfinden, erachtet es der Bundestagsabgeordnete als "besonders wichtig, dass Geschichte nicht vergessen wird". Fechenbach sei ein Beispiel dafür, "dass auch ein einzelner mit wenigen Mitteln eine Menge gegen 'die da oben' bewegen kann", sagte der Herausgeber bei der Vorstellung des Buches. Fechenbach, der älteren Lippern noch als "Nazi-Jüsken" in Erinnerung sein dürfte, habe die Reichs- und Landespolitik mit "spitzer Feder" bekämpft. Das Geheimnis um die Identität seines Informanten aus den Reihen der NSDAP hat der Redakteur mit ins Grab genommen.

Nach Meinung Heistermanns könnte das bewegte Leben Fechenbachs vor allem Jugendlichen zeigen, wie wichtig Zivilcourage sei. Seinen Worten nach müssten alle Demokraten gemeinsam Flagge gegen Rechtsradikale zeigen. "Unsere Politik ist nicht deutlich genug, um rechten Gruppierungen den Nährboden zu entziehen", räumte der Bundestagsabgeordnete ein. Für Heistermann besitzt Fechenbach Vorbildcharakter, "weil er das Optimale aus seinen begrenzten Möglichkeiten gemacht hat". Die Stationen von Fechenbachs Leben, der auch persönlicher Berater von Kurt Eisner während der sogenannten bayerischen Revolution war, haben verschiedene Autoren schlaglichtartig beleuchtet. Das vereinfacht auch nach Ansicht von Hermann Hermes die Auseinandersetzung mit der Geschichte.




Anmerkung von www.hiergeblieben.de:

"In einer Zeit, in der wieder Übergriffe, Verfolgung und Mord an ausländischen Mitbürgern stattfinden, erachtet es der Bundestagsabgeordnete als 'besonders wichtig, dass Geschichte nicht vergessen wird'". - Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dieter Heistermann stimmte zuvor am 26.05.1993 der faktischen Abschaffung des Grundrechts auf Asyl zu. Seine Hauptargumentation im April und Mai 1993: Nur so könne rechtsradikalen Gruppen der Nährboden entzogen werden ...


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