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Neue Osnabrücker Zeitung ,
19.08.2004 :
Polizei bereitet sich auf Camp in Hesepe vor
Hesepe (juk). Am Freitag beginnt in Hesepe das Aktionscamp im Rahmen der so genannten Anti-Lager-action Tour (wir berichteten). Zurzeit verteilt der Osnabrücker Verein "Avanti!" ein Schreiben an die Bewohner in Hesepe, das über die Absichten der Flüchtlingsaktivisten informiert. Von der Polizei wird die Aktion, zu der das "Who is Who" der linken Szene erwartet wird, genau beobachtet.
Das Schreiben wurde auch von der Gruppe "Linkes Vechta" und der "Karawanegruppe Osnabrück" unterzeichnet. "Wir haben kein Interesse an einer Konfrontation. Wir wollen informieren, und wir wollen diskutieren", heißt es in dem Brief. Einen "politischen Skandal" nennen die Unterzeichner die in der Landesaufnahmestelle praktizierte "Förderung der freiwilligen Rückkehr".
Die Unterzeichner bemängeln fehlende Beratung im Asylverfahren und fehlende "psychosoziale Betreuung". Die Arbeitsweise der Aufnahmestelle wird als "inhuman" bezeichnet. Im Schreiben wird die "dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge in Wohnungen" und "das Recht auf eine vernünftige Durchführung des Asylverfahrens" gefordert. Der Protest richte sich gegen die "Politik dieses Landes".
Im Schreiben werden Workshops und Diskussionen angekündigt, deren Ergebnisse die Teilnehmer auf Kundgebungen bekannt machen wollen. Man halte es für sinnvoller, "sich auf inhaltlicher Ebene auseinander zu setzen" anstatt "darauf zu hören, was an Gerüchten über gewaltbereite Chaoten, die nach Hesepe strömen", gestreut werde.
Dass die Unterzeichner des Briefes friedliche Absichten haben, bezweifelt auch Antonius Halbrügge, Leiter der Polizeidienststelle in Bramsche, nicht. Allerdings habe die Erfahrung mit vergleichbaren Aktionen gezeigt, dass Gewaltbereitschaft oft von Personen ausginge, die eher in der zweiten oder dritten Reihe stünden und auf die die Organisatoren der Demonstration erfahrungsgemäß wenig Einfluss hätten. "Wir sind nicht unvorbereitet", kündigt er ständige Polizeipräsenz mit Beginn des Camps an, zu dem Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet erwartet werden.
Weil die Landespolizei kostengünstig untergebracht werden müsse, erklärte der Dienststellenleiter, werde eine leer stehende Halle im Bereich der Aufnahmestelle dazu genutzt. Die Demonstration, die am Samstag voraussichtlich ab 13 Uhr durch Hesepe ziehen wird, wird unter anderem auch von berittener Polizei begleitet.
Das Camp in Bramsche, das die Aktivisten am Sonntag kurzfristig für einen weiteren Aktionstag in Neuß verlassen wollen, soll bis Dienstag, 24. August, aufgeschlagen bleiben. Standort ist das Gelände neben den Anlagen des Tennisclubs und Fußballvereins.
redaktion@neue-oz.de
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