www.hiergeblieben.de

Warburger Zeitung / Neue Westfälische , 30.05.2008 :

Schau besonderer Schicksale / Hauptschüler erarbeiten eine Ausstellung zur Geschichte der Juden

Von Sandra Wamers

Warburg. Drei Bücher, ein Thema: Mit jüdischen Lebensgeschichten haben sich Warburger Hauptschüler beschäftigt. Die Lektüre hat die Neuntklässler so beeindruckt, dass sie jetzt eine Ausstellung über die Geschichte der Juden zusammengetragen haben.

"Das Buch geht unter die Haut", sagt Klassensprecherin Anna-Maria Acker. Die 15-jährige hat "Lauf, Junge, lauf" von Uri Orlev gelesen. Eine Fluchtgeschichte. "Kommt der Junge durch?", fragt Klassenkamerad Dennis Reger – eine Frage, die alle Schüler beim Lesen begleitet hat. Es ist eine Schicksalsbeschreibung des neunjährigen Jungen Jurek. Jurek flieht aus dem Warschauer Ghetto und muss sich bis zum Kriegsende allein durch die Wälder schlagen. Er lernt, wie man auf Bäumen schläft und mit der Schleuder Eichhörnchen erlegt. Doch die Einsamkeit treibt ihn immer wieder in die Dörfer. Dort trifft Jurek Menschen, die ihm helfen, aber auch solche, die ihn verraten werden. Ein ergreifendes Buch, das auf einer authentischen Geschichte basiert. "Jurek muss sich richtig durch Leben schlagen", sagt der 16-jährige Dennis beeindruckt.

Noch zwei weitere Bücher haben die 24 Schüler seit Februar im Deutschunterricht bei Waltraud Runte gelesen. Nach der Lektüre stand Gruppenarbeit auf dem Lehrplan. In sechs Arbeitsgruppen haben sich die Hauptschüler mit der Geschichte der Juden auseinandergesetzt. "Die Schüler haben Inhaltsangaben und Personenbeschreibungen erarbeitet", erklärt die Klassenlehrerin. Zu solch' typischen Deutschaufgaben haben die Neuntklässler auch Geschichtsbücher gewälzt. "Wir haben zum Beispiel Informationen zum Warschauer Ghetto gesammelt", erzählt Johanna Reinholz. Das neu gewonnene Wissen haben die Hauptschüler großformatig auf Infowände gebannt. Diese wollen sie auch der Öffentlichkeit zeigen. Als Projektpartner hat die Hauptschule die Volksbank Warburger Land gewinnen können, wo sie im Foyer ihre Geschichtsschau zeigen dürfen.

Die Vernissage ist am Freitag, 13. Juni, um zehn Uhr im Foyer der Bank.

Drei jüdische Lebensgeschichten

Diese drei Bücher haben die Neuntklässler für ihr Ausstellungsprojekt gelesen:

"Lauf, Junge, lauf" von Uri Orlev. Geschildert wird die Flucht des neunjährigen Jurek aus dem Warschauer Ghetto durch ein vom Weltkrieg gezeichnetes Land.

"Reise im August" von Gudrun Pausewang. Der Inhalt: Alice wird nach Auschwitz deportiert. Auf dem Weg dorthin erlebt das Mädchen noch einmal Stationen ihres Lebens. Am Ende ist Alice kein Kind mehr – und darf doch nicht erwachsen werden.

"Es geschah im Nachbarhaus. Die Geschichte eines gefährlichen Verdachts" von Willi Fährmann. In dem Buch wird beschrieben, wie im 19. Jahrhundert eine ganze Stadt einer jüdischen Familie den Mord an einem Kind aus der Nachbarschaft aus Vorurteilen heraus unterstellt. Fast alle in der Stadt grenzen sich von der Familie ab.

Bildunterschrift: Gedenken an Israel in 2008: Die Schüler (v. l.) Johanna Reinholz, Klassensprecherin Anna-Maria Acker, Dennis Reger und Artur Wagner haben mit Klassenlehrerin Waltraud Runte bunte Plakate zur Geschichte der Juden entworfen. Diese zeigen sie im Juni in einer Ausstellung.


lok-red.warburg@neue-westfaelische.de

zurück