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Informationsdienst gegen Rechtsextremismus (IDGR) ,
01.02.2001 :
Italien stellt Auslieferungsantrag an Kanada wegen SS-Mann Seifert / Drei Ermittlungsverfahren gegen Titho wurden eingestellt
Nach einem Bericht der italienischen Zeitschrift "Panorama" vom 1. Februar 2001 hat sich Italien mit einem Auslieferungsantrag an Kanada gewandt. Italien fordert die Auslieferung des ehemaligen SS-Mannes Misha (Michael) Seifert, der im November 2000 von dem Militärgericht Verona in Abwesenheit verurteilt wurde. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der aus der Ukraine stammende Mann in dem von den Nationalsozialisten eingerichteten Durchgangslager in Bozen, in dem er als Aufseher tätig war, schwerste Verbrechen begangen hat. Zwei Gefangene des Lagers band er nach einem Fluchtversuch im Dezember 1944 nackt an Pfählen fest und überließ sie der eisigen Kälte. Am nächsten Morgen waren beide tot. Nach den Zeugenaussagen in dem Prozess soll er einen 15-jährigen jüdischen Jungen allein in eine Zelle eingesperrt haben, wo er ohne Nahrung qualvoll verhungerte. Giulia und Augusta Voghera, Mutter und Tochter, quälte und mißhandelte er stundenlang, um sie dann beide zu erwürgen. Auch eine schwangere Frau soll er vergewaltigt haben. Dem 8-jährigen Buben Bartolo Pezzuti schlitzte Seifert mit einem abgebrochenen Flaschenhals den Bauch auf. Die Gefangenen nannten den sadistischen Aufseher die "Bestie".
Der heute 76-jährige Mann lebt seit 1951 ein ruhiges, unauffälliges Leben in Vancouver. Er ist kanadischer Staatsbürger, hat es zu bescheidenem Wohlstand gebracht und besucht an jedem Sonntag den katholischen Gottesdienst in der Gemeinde.
Seiferts Vorgesetzter und Kommandant des Lagers war Karl Friedrich Titho, der heute ein beschauliches Rentnerdasein in Horn-Bad Meimberg verbringt. Drei Ermittlungsverfahren gegen Titho wurden eingestellt, teils wegen Verjährung, teils wegen unzureichenden Tatverdachts. Die italienische Justiz ermittelte gegen Titho auch wegen der Erschießung von 67 politischen Häftlingen im KZ Fossoli am 12.Juli 1944 als Vergeltungsaktion für einen Anschlag auf sieben deutsche Soldaten. Der andere Aufseher des Lagers, Otto Sein, ist seit Ende des Krieges verschwunden. Bis zur Schließung des Lagers Fossoli waren Otto Sein und Seifert dort zusammen als Aufseher beschäftigt.
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