Lippische Landes-Zeitung ,
17.09.2003 :
"Wahl für die Zukunft" / Das Interview: Stephan Grigat
Von Martin Horstert
Detmold. Stephan Grigat ist der neue Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion. Er hat sich - wie berichtet - am Montag mit 12 zu 7 Stimmen gegen Detlef Langhans durchgesetzt. Die LZ befragte den 39-Jährigen.
LZ: Herr Grigat, als Parteivorsitzender haben Sie sich oft polarisierend geäußert: Sie gelten als Widerpart der linken Szene, forderten das Aus für die "alte Pauline" oder schon mal den Rücktritt des Bürgermeisters. Als Chef einer 20 Köpfe starken Fraktion ist aber ein Moderator gefragt. Und: Angesichts der Mehrheiten im Rat ist Zusammenarbeit von Nöten. Werden Sie Ihren Stil ändern? Denn wäre ein polarisierender Stil nicht kontraproduktiv?
Stephan Grigat: Ob jemand polarisiert, ist eine Frage der Perspektive. Ich bin auf jeden Fall nicht darauf aus. Ich habe als Parteivorsitzender die Aufgabe, Meinungen zusammenzuführen. Die Partei muss ihren Standpunkt herausarbeiten, denn man muss seinen eigenen Standpunkt kennen, um sich in einem Kompromiss wiederzufinden. Meinen Stil werde ich nicht abrupt ändern, das wäre nicht menschlich und ist angesichts der großen Mehrheit, mit der ich gewählt worden bin, auch nicht notwendig. Die Wahl ist ein schöner Vertrauensbeweis für 20 Jahre Politik. Ich denke, ich habe vernünftig Sacharbeit gemacht und werde das weiterhin tun. Polarisierung ist kein Selbstzweck, Konsens auch nicht.
LZ: Sie sind Mitglied im Bundesvorstand der Landsmannschaft Ostpreußen und Vorsitzender der Kreisgemeinschaft Goldap, gelten als konservativ. Wird diese Einstellung sich auf die Arbeit im Rat auswirken? Wird die CDU beispielsweise die "alte Pauline" noch mal auf den Kieker nehmen?
Grigat: Zunächst einmal hat das Engagement für die Verbände mit der Stadtpolitik nichts zu tun. Allerdings hat die konservative Einstellung meine Arbeit geprägt. Konservativ heißt, Gutes zu bewahren und kreativ Neues anzugehen. Zum zweiten Teil der Frage: #einAuf den Kieker nehmen#ein hört sich allzu negativ an. Man wird sich jedoch mit der #einKulturinitiative Detmold#ein beschäftigen müssen, solange sie gegenüber anderen Kultureinrichtungen nicht gleich behandelt, sprich erheblich bevorzugt finanziell gefördert wird. Die CDU schreibt allerdings niemandem vor, wie er Kultur zu machen hat, solange er sich an Recht und Gesetz hält. Der Verkauf des Gebäudes wird ebenso wie beim übrigen fiskalischen Grundbesitz Thema bleiben. Ich bin kein Guru, der alles vorgibt, sondern setze auf Teamarbeit. Eine stärkere Einbindung der Arbeitskreisleiter der Fraktion ist mir wichtig.
LZ: Sind Sie Fraktionschef für ein Jahr? Wird die CDU mit dem Tandem Grigat/Bürgermeisterkandidat Luckey in den Wahlkampf ziehen?
Grigat: Sicherlich werden wir zusammen Wahlkampf machen. Manfred Luckey und ich verstehen uns gut. Nach der Kommunalwahl gibt es eine neue Fraktion, die ihren Vorsitzenden bestimmt. Meine Wahl ist wohl auch eine Generationsfrage, und eine in die Zukunft gerichtete Entscheidung.
"Die Detmolder Themen liegen direkt vor uns"
Stephan Grigat
LZ: Mit welchen Themen will die CDU sich bis zur Wahl positionieren? Baustellen gibt es genug: Leere Kassen, das Vier-Millionen-Sparprogramm, ein Einkaufszentrum Lustgarten ...
Grigat: Diese Themen liegen direkt vor uns und müssen angegangen werden. Wir haben bis zu den Herbstferien nun jede Woche Fraktionssitzung. Wir werden noch in diesem Jahr ein Mehr-Punkte-Programm vorlegen. Ein Einkaufszentrum Lustgarten würde die Entwicklung der Innenstadt befruchten. Das Vier-Millionen-Sparprogramm spiegelt übrigens in weiten Teilen nicht, wie protokolliert, die Meinung der CDU wider. Dieses veröffentlichte Protokoll war von uns nicht abgesegnet.
LZ: Welchen Forderungen widerspricht die CDU?
Grigat: Nur zwei Beispiele. Die Erhöhung der kalkulatorischen Zinsen von vier auf acht Prozent ist mit uns nicht zu machen. Und: Windelsäcke sollen weiter bezuschusst werden. Wir dürfen für Eltern nicht immer alles teurer machen. Im Übrigen sollten solche Themen im Haupt- und Finanzausschuss und nicht in kleinen Zirkeln mit Fraktionschefs und Verwaltungsvorstand besprochen werden.
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