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Lippe aktuell , 28.04.1993 :

Demo am späten Samstagabend von der Kaserne zum Marktplatz verlief friedlich / Antifa-Gruppen demonstrierten gegen Sammellager in Detmold / Zahlreiche Klagen über Störung der Nachtruhe gingen bei der Polizei ein

Detmold (hn). Friedlich und ohne Zwischenfälle verlief am späten Samstag abend die Demonstration der Antifa-Gruppen aus Detmold, Blomberg und Horn, der "Unabhängigen Antifa-Detmold", des "Lippischen Tag X Plenums" sowie der "Flüchtlingshilfe Detmold". Die Teilnehmer trafen sich kurz nach 21.00 Uhr zur Auftaktkundgebung vor den "Klüter Kasernen", um von dort in die Innenstadt zu marschieren.

Zum Auftakt der Demonstration, an der nach Schätzung des Leiters der Polizeistation Detmold, Willi Leisner, rund 80 bis 100 Personen teilnahmen, gab es vor dem Tor des künftigen Sammellagers mehrere Redebeiträge. Sammellager, wie in der Klüter Kaserne vorgesehen, machten eine Integration der Asylbewerber unmöglich und habe lediglich die Funktion weitere Flüchtlinge abzuschrecken. Vor Ort beschwerten sich die Demonstranten über die "Einkesselung durch ein übertriebenes Polizeiaufgebot". Anschließend setzte sich der Zug in Richtung Innenstadt in Bewegung. Während der Demonstration verunglimpften die vorwiegend jungen Männer und Frauen die Bundespolitiker in Bonn, die sie als Brandstifter der Nation bezeichneten. Parolen wie: "Wir wollen keinen Wohlfahrtsstaat mit Lagern hinter Stacheldraht", "Aufruhr und Widerstand - Es gibt kein ruhiges Hinterland", "Der Staat muss weg, der Faschismus muss weg, die Bullen müssen weg, die Revolution muss her", waren zu hören. Auf Kritik von außen stießen insbesondere die späte Anfangszeit (21.00 Uhr) als auch der Treffüunkt. Zahlreiche Anlieger beschwerten sich bei der Polizei über die nächtliche Ruhestörung, denn erst kurz vor Mitternacht war der Spuk in der Innenstadt beendet.

Die Einsatzleitung, die Polizeikräfte aus den Kreisen Lippe, Herford und Bielefeld zur Verstärkung angefordert hatte, befürchtete, dass es an diesem Abend an der zukünftigen Sammelunterkunft, die im Mai mit den ersten 300 Asylbewerbern belegt wird, zu Ausschreitungen zwischen Vertretern rechter und linker Gruppierungen hätte kommen können.


la.redaktion@lippe-aktuell.de

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