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Junge Linke Herford , 12.08.2003 :

Aufruf zur Bündnisdemonstration / Gemeinsam gegen das Collegium Humanum / Samstag, 13. September 2003, 12.00 Uhr, Vlotho Bahnhof

Schon seit Jahrzehnten können sich faschistische Organisationen in Vlotho (NRW), im Collegium Humanum (CH) in der Bretthorststraße 204, auf dem Winterberg treffen. Seit gut zwei Jahren nutzen wieder verstärkt unterschiedliche Gruppen der extremen Rechten die ehemalige Heimvolkshochschule als Veranstaltungsort.

Das Collegium knüpft damit an seine Bedeutung in den 1980er und frühen 1990er Jahren an, als in ihm bundesweite Treffen der extremen Rechten stattfanden. So auch im Jahr 2003, als am 11. April der NPD-Anwalt Horst Mahler als Referent bei einem Treffen der Gesellschaft für freie Publizistik (GfP) im CH gewesen ist.

Durch seine "Bildungsarbeit" versucht das CH völkisch-nationalistische Wertevorstellungen vom rechten Rand in die Mitte der Gesellschaft zu transportieren. Trotz Protesten von AntifaschistInnen (verstärkt Mitte der 1990er), fungiert das CH noch immer als Koordinationszentrum im Netzwerk rechtsradikaler und neofaschistischer Gruppen und Organisationen.

Das "Bündnis Gemeinsam gegen das Collegium Humanum" hat in diesem Jahr eine Vortragsreihe in Vlotho zum Thema Rechtsextremismus und Collegium veranstaltet. Jetzt ist es Zeit aufzustehen, und den Protest auf die Straße zu tragen! Das Collegium muss nach 40 Jahren endlich verschwinden!

Keine rechtsextreme "Bildungsstätte" in Vlotho und anderswo!

Zur Geschichte des CH

Das Collegium Humanum war 1963 als Verein auf Initiative von Prof. Dr. Werner Georg Haverbeck gegründet worden. 1968 erwarb der Verein eine alte Volksschule in Vlotho an der Weser, die zur Heimvolkshochschule ausgebaut wurde. Das Collegium selbst bezeichnet sich als "Akademie" für Umwelt und Lebensschutz". Das Spektrum der heutigen Besucher reicht vom rechten Intellektuellen der Neuen Rechten bis hin zum Nazi-Skinhead. Verfolgen die einen im Collegium geschichtsrevisionistische Vorträge, in denen die Ideologie des Nationalsozialismus beworben wird, besuchen andere dort Nazi-Rockmusik-Konzerte, die nichts anderes als eine Begleitmusik zu Mord und Totschlag sind.

Völkische "Nationalrevolutionäre"

Am Wochenende vom 07. bis 08. Oktober 2000 traf sich diese Szene um die Zeitung "wir selbst", die auf das Engagement von NPD-Aktivisten zurückgeht, zu einem Liederabend im CH. Erwartet wurden bis zu 150 Besucher, deren deutsche Identität sich an völkischem Lied"gut" erbauen konnte. Kultur ist dieser Szene nicht ein Mittel, mit dem Brücken zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft gebaut werden können, sondern dient ihnen ausschließlich der Zementierung, ja teilweise erst der Errichtung dieser Unterschiede. Sie reden vom Ethnopluralismus, der es gebiete, dass Menschen, die man als verschiedenen Völkern zugehörig betrachtet, sich voneinander separieren.

Nazi-Rockmusiker

Am 31. März 2001 fand im Collegium ein Konzert mit der aus Gütersloh stammenden Band Sleipnir statt, deren CD "Mein bester Kamerad" 1998 wegen volksverhetzenden Inhalts beschlagnahmt wurde. Des weiteren trat die schottische Band Nemisis auf. Deren Sänger, Jamie Hunter, ist Herausgeber des schottischen Blood & Honour-Magazins "Highlander". Andere Nemisis-Mitglieder haben Kontakte zur britischen Nazi-Terrorgruppe Combat 18 und sind Mitglieder der schottischen Sektion der British National Party.

Neue Rechte des Netzwerkes "Synergies Europeennes"

Regelmäßig trifft sich die deutsche Sektion dieses Netzwerkes im Collegium. Kern dieser sich als "Synergon Deutschland" bezeichnenden Gruppe sind junge Neofaschisten aus dem Umfeld des Verlages "Zeitenwende" aus Dresden und der sächsischen Schweiz, dessen führende Personen Sven Henkler und Steffen Behnke sind. Ihr Mentor war seit 1993 Haverbeck; er vermittelte die Fundamente ihrer faschistischen Ideologie, welche darauf abzielt ein Reich Europa zu gründen. Wenn sich diese Gruppierung im Collegium trifft, treten verurteilte Auschwitzleugner, wie der Schweizer Bernhard Schaub auf, der auf einer Tagung vom 04. bis 06. Mai 2001unter falschem Namen über den Mussolini-Berater und Rassisten Julius Evola referierte. Auf der selben Tagung, die den Titel "Nonkonform - Vergessene Geistimpulse europäischer Tradition im 20. Jahrhundert" trug, versuchte sich der anthroposophisch ausgerichtete Haverbeck-Biograph Andreas Ferch an der Rehabilitation des NS-Ideologen Alfred Rosenberg.

GfP-Treffen, April 2003

Am 11. April 2003 trafen sich rund 60 Alt- und Neonazis zu einem Treffen der Gesellschaft für freie Publizistik (GfP), einer der ältesten Neonaziorganisationen der Bundesrepublik. In ihr sind etwa 400 bis 500 extrem rechte Publizisten, Verleger und Buchladenbesitzer organisiert. In Ostwestfalen-Lippe ist Sigrid Schenk aus Minden seit Jahren für die Veranstaltungen der Gesellschaft verantwortlich. Vor Ort trat Ursula Haverbeck-Wetzel vom CH als Organisatorin auf.

Unter den Teilnehmenden an diesem Treffen befanden sich zahlreiche Aktivisten der Freien Kameradschaften und der NPD. So auch der ostwestfälische Bezirkschef der Partei, Manfred Gutsche aus Minden und Markus Spilker als NPD-Kontaktmann für Herford. In Formation marschierten etwa sieben Aktivisten der Bielefelder Kameradschaft auf. Darunter auch Bernd Stehmann.

Als Referent trat der NPD-Anwalt Horst Mahler auf, um über die Anschläge vom 11. September 2001 zu referieren. Mahler behauptet, dass nicht religiöse Fundamentalisten für den Anschlag auf das WTC verantwortlich waren, sondern der "jüdische" (sprich israelische) und amerikanische Geheimdienst.



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