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Lippische Wochenschau , 15.11.2001 :

Gedenkfeier an der Neuen Straße / Mit der Schuld auseinandersetzen

Lemgo (wom). "Wir sind hier versammelt, um am Jahrestag der Reichsprogromnacht der jüdischen Frauen, Männer und Kinder zu gedenken, die in den nationalsozialistischen Todeslagern ihr Leben verloren. Auch wenn manchem von uns der 11. September mit seinen Folgen näher zu sein scheint als der 9. November 1938, so ist es notwendig und richtig, dass wir uns immer wieder mit der deutschen Geschichte und der deutschen Schuld auseinandersetzen. Wir dürfen nicht zulassen, dass der Nationalsozialismus als abgehakte Episode in den Geschichtsbüchern verschwindet", sagte Bürgermeister Dr. Reiner Austermann bei der Gedenkfeier an der Mahn- und Gedenkstätte Synagoge in der Neuen Straße.

Man dürfte nicht zulassen, so Austermann, dass die Verbrechen, die in deutschem Namen geschehen seien, durch unzulässige Vergleiche mit aktuellen und historischen Ereignissen relativiert würden. Gleichzeitig dürfe man auch nicht zulassen, dass die Geschichte des jüdischen Lebens in Deutschland auf den Holocaust reduziert werde. Juden und Christen hätten sich lange Zeit gemeinsam in Deutschland engagiert. Um so unverständlicher sei es, dass die staatlich organisierten Verbrechen des Nationalsozialismus in Deutschland, in Lippe und auch in Lemgo überhaupt möglich gewesen seien. Aufgrund der Vergangenheit trage Deutschland eine besondere Verantwortung gegenüber dem Staat Israel und seinen berechtigten Lebensinteressen. Verantwortung gegenüber den Opfern der Gewaltherrschaft, Verantwortung für die freiheitlich demokratische Grundordnung. "Aus dieser Verantwortung erwächst die Pflicht, gegen Rassismus, Intoleranz und Gewalt vorzugehen."
Pastor Mellies erinnerte bei der Gedenkfeier an die Opfer des 9. November 1938 und an die des Holocaust: "Allen ist uns heute gemeinsam der Auftrag zur Verantwortung und der Auftrag zum Handeln."


lokalredaktion@lippische-wochenschau.de

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