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Schaumburger Zeitung ,
25.01.2001 :
Staatsschutz ermittelt: Gehörten Skinheads zu "Blood & Honour"?
Bad Eilsen (wer). Die Staatsschutz-Abteilung der Polizei Hameln ermittelt, ob zwischen der angeblich privaten Feier von 50 Skinheads am Samstag in Bad Eilsen (wir berichteten) und der verbotenen Neonazi-Bewegung "Blood & Honour" ein Zusammenhang besteht.
Gegenüber der Bückeburger Polizei, die am Samstag von einem anonymen Anrufer über das Treffen informiert wurde, definierten beteiligte Skinheads die Veranstaltung als Geburtstagsparty. Nach Auskunft von Dietmar Hasewinkel, Leiter des Staatsschutz-Kommissariates der Polizei in Hameln, sei auch der Inhaber des Firmengebäudes an der Ecke Obernkirchener Straße/Friedrichstraße anwesend gewesen, ebenso ein Teil seiner Mitarbeiter, die mitgefeiert hätten. Die Polizei hat am Samstag Personalien und Autokennzeichen notiert. Jetzt ermittelt die Staatsschutz-Abteilung, ob sich von Personen und Fahrzeughaltern Verbindungen zur früheren Organisation von "Blood & Honour" herstellen lassen. Die "Antifa Schaumburg" erklärt in einem Brief an diese Zeitung, dass mehrere "einschlägige Fahrzeuge aus der B & H Szene" vor dem Gebäude standen und anhand von Aufklebern wie "Combat 18" der Szene eindeutig zuzuordnen waren.
Rechtsextreme Konzerte würden nicht das erste Mal unter dem Deckmantel privater Feiern organisiert. Die "Antifa" kritisiert: "Trotz des Wissens der Polizei wurde die Veranstaltung nicht aufgelöst, sondern lediglich beobachtet." Hasewinkel weist darauf hin, dass es zu keinen Straftaten gekommen und die Feier äußerlich ruhig verlaufen sei. Zwar habe der anonyme Anrufer die Polizei auf das Fahrzeug eines Mindener Partygastes hingewiesen, der in der "Blood & Honour"-Bewegung als Sektionsleiter Westfalen firmiert habe, doch hätten die Beamten diese Informationen an Ort und Stelle nicht bestätigen können. Ohne Sicherheit, dass eine Verbindung zu der verbotenen Organisation besteht, sei eine Auflösung der Veranstaltung nicht möglich, ohne eine Hundertschaft Polizisten in der Hinterhand außerdem nicht machbar gewesen, sagt Hasewinkel.
"Blood & Honour" ist seit September verboten. Die Organisations-Strukturen bestehen aber offenbar fort: Auch nach dem Verbot hat die deutsche Division von "Blood & Honour" versucht, Konzerte zu organisieren. Auch in Bad Eilsen sind laut Hasewinkel zwei Bands aufgetreten. Die Teilnehmer des Konzertes kamen aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.
sz@schaumburger-zeitung.de
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