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Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V. ,
09.06.1999 :
Trauer um Aamir Omer Mohamed Ahmed Ageeb, der während seiner Abschiebung gewaltsam ums Leben gekommen ist / 50 Häftlinge in der JVA Büren in Hungerstreik
Am 28.05.1999 wurde der Sudanese Aamir Omer Mohamed Ahmed Ageeb bei seiner Abschiebung im Linienflug LH 588 zwischen Frankfurt und München von Bundesgrenzschutzbeamten gefesselt. Ihm wurde ein Motorradhelm aufgesetzt und sein Kopf mit Gewalt heruntergedrückt. Als er wieder aufgerichtet werden sollte, stellten die Beamten keine Lebenszeichen mehr fest.
Aamir Ageeb ist bereits das zweite Opfer. Bereits am 30.08.1994 überlebte der Nigerianer Kola Bankole die inhumane Abschiebepraxis des Bundesgrenzschutzes nicht. Damals sind die verantwortlichen Bundesgrenzschutzbeamten nicht vor Gericht gestellt worden. Eine letztendliche Klärung steht bis heute aus.
Aus Trauer, Verzweiflung und Zorn befinden sich seit dem 07.06.1999 50 afrikanische Häftlinge in einem der größten Abschiebegefängnisse der BRD, im westfälischen Büren, im Hungerstreik. Nicht nur, dass sie sich vor einer Verfolgung in ihrem Heimatland fürchten müssen, jetzt habe sie noch zusätzliche Angst vor dem deutschen Bundesgrenzschutz. Wer wird der nächste sein, der seine Abschiebung nicht überleben wird?
Die Häftlinge haben daher einen Forderungskatalog aufgestellt, den sie auch dem Bundesinnenministerium zuschicken wollen:
1. Gründliche Aufklärung der Todesursache von Aamir Ageep.
2. Eine Entschädigung für die Familie des Toten.
3. Eine angemessene Beerdigung.
4. Entlassung aller Gefangenen aus der Abschiebehaft, bis dahin keine Inhaftierung über drei Monate hinaus.
5. Ermöglichen einer freiwilligen Ausreise, das ermöglichen von Asylanträgen in alternativen Fluchtländern.
6. Keine Inhaftierung bei Flüchtlingen, die gültige Reisedokumente besitzen.
7. Faire Interviews bei der Asylantragsstellung.
8. Sachliche und objektive Anhörungen zu Haftverlängerungen durch das Amtsgericht Paderborn.
Wir von der Menschenrechtsorganisation „Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V.“ unterstützen diese Forderungen und möchten unseren Beileid den Angehörigen, Freunden und Bekannten aussprechen.
Der Hungerstreik der Häftlinge ist bis auf den 09.06.1999 beschränkt. Alle Aktionen sollen von Seiten der Häftlinge absolut gewaltfrei ablaufen, um ein Zeichen zu setzten, gegen die Gewalt, der sie bei ihren Abschiebungen, insbesondere durch die Bundesgrenzschutzbeamten, ausgesetzt sind.
Über die Feierlichkeiten zum Grundgesetz, die im Augenblick überall stattfinden, sollten wir nicht dessen Inhalt vergessen: Art. 1 : Die Würde des Menschen ist unantastbar.
gockel@gegenabschiebehaft.de
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