Schaumburger Zeitung ,
10.11.2003 :
Demonstration gegen Rechts verläuft ruhig und friedlich /
"Nationale Kräfte Barsinghausen" lassen sich nicht blicken
Barsinghausen (wk). Mit einem aus allen Landesteilen zusammengezogenen Polizeiaufgebot sicherten die Ordnungshüter am Samstag die Barsinghäuser Innenstadt. Die Beamten brauchten aber nicht einzugreifen, denn zum einen hatten die Gruppe "Nationale Kräfte Barsinghausen" ihre für den Vormittag geplante Demonstration kurzfristig abgesagt (wir berichteten), zum anderen verlief die Gegendemo mit rund 150 Personen ohne Probleme in friedlichen Bahnen.
Um die Zahl der eingesetzten Beamten machten die Verantwortlichen am Samstag ein großes Geheimnis – aus polizeitaktischen Gründen, wie es hieß. Bereits vor acht Uhr am Morgen war ein riesiges Polizeiaufgebot in Barsinghausen an vier Kontrollstellen platziert.
Gegen Mittag ließ die Polizei dann durchblicken, dass insgesamt rund vier Hundertschaften eingesetzt waren. Etwa die Hälfte der Beamten konnte gegen 11 Uhr abrücken, nachdem sich bis dahin nichts getan hatte. Feierabend hatten die meisten aber noch nicht, denn der nächste Einsatz – Castor-Begleitschutz in Gorleben – stand schon an. Auch acht Beamte aus Barsinghausen wurden dafür eingesetzt.
Mit einer erheblichen Zahl an Einsatzkräften war am Samstag auch der Bundesgrenzschutz (BGS) aktiv – nicht nur in Barsinghausen. Bereits vor 8 Uhr hatten die Beamten auf dem Barsinghäuser Bahnhofsgelände Stellung bezogen. Der BGS-Einsatzleiter, Hauptkommissar Bodo Schwarting, erklärte, dass der Bundesgrenzschutz für dieSicherung im Bereich des Bahnhofsgeländes zuständig sei. BGS-Beamte beobachteten aber auch auf anderen Bahnhöfen, so in Hannover, wer am Samstagmorgen in die S-Bahn Richtung Barsinghausen stieg – in enger Zusammenarbeit mit den Einsatzkräften der Landespolizei, wie Schwarting betonte. Die oberste Einsatzleitung hatte der Chef der Schutzpolizeiinspektion Hannover-Land, der Leitende Polizeidirektor Heinz Lüdtke.
Bereits am frühen Vormittag fanden sich vereinzelt erste Gegendemonstranten im Bereich um den Deisterplatz ein. Gegen 13 Uhr hatten sich dort insgesamt rund 150 Personen versammelt, um an der von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und dem Bund der Antifaschisten e.V. angemeldeten Gegendemonstration teilzunehmen.
Gerd Bornemann, Vorsitzender der VVN-Landesgruppe, eröffnete die Demo als Versammlungsleiter. Nach rechtlichen Hinweisen setzte sich der Zug unter lockerem Geleit durch die Polizei durch die Innenstadt in Bewegung. Auf dem Rückweg zum Deisterplatz blockierten kurzzeitig etwa 30 Personen die Kreuzung Poststraße/Ecke Bahnhofstraße und sorgten damit für eine geringfügige Verkehrsbeeinträchtigung.
Bereits um 14.35 Uhr endete die Demo mit einer Abschlusskundgebung auf dem Deisterplatz. Die Botschaft war eindeutig: Den Neonazis müsse jeden Tag aufs Neue klar gemacht werden, dass sie in Barsinghausen und auch anderswo unerwünscht sind, hieß es.
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