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Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V. , 28.08.2004 :

Presseinformation / Mahnwache zum 5. Todestag von Rachid Sbaai am 30. August 2004 um 19.00 Uhr vor der JVA Büren

Büren. Am 30.08.1999 verstarb Rachid Sbaai in der JVA Büren nach einem Brand in einer Arrestzelle, den er selber gelegt hatte. Bis heute blieben viele Fragen des Vereins "Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e. V." zu den Umständen des Todes von Rachid Sbaai von der Leitung der JVA Büren unbeantwortet. Zur Erinnerung an Rachid Sbaai und drei weiteren Menschen, die an einem 30. August in Zusammenhang mit Abschiebehaft ums Leben gekommen sind, wird der Platz vor der JVA von dem Verein zum "Platz des 30. August" umbenannt.

Am 27.08.1999 nahm Rachid Sbaai an einem Fußballspiel innerhalb der JVA teil. Dabei kam es zu einem Foulspiel. Als Konsequenz der darauf folgenden Meinungsverschiedenheiten wurde Rachid Sbaai von dem Personal der JVA zu zwei Wochen Arrest verurteilt. In einer Zelle im Keller weggeschlossen, allen Möglichkeiten der Ablenkung beraubt, sollte er den Arrest in totaler Isolation verbringen. Aus Verzweifelung über diese Lage steckte er die Matratze in Brand. Als er merkte, dass er die Flammen nicht mehr unter Kontrolle hatte, versuchte er über einen Alarmknopf, der sich in der Zelle befindet, auf sich aufmerksam zu machen. Das Büro, in dem solche Alarmrufe zusammenlaufen war polizeilichen Ermittlungen
zufolge nicht besetzt. Außerdem schrie Rachid Sbaai um sein Leben zu retten, doch diese Schreie wurden nur von einem anderen Gefangenen wahrgenommen, der sich ebenfalls im Arrest befand. Er konnte ihn nicht helfen und musste mit anhören, wie Rachid Sbaais Schreie verstummten.

Direkt nach dem Tod von Rachid Sbaai wandte sich der Verein "Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e. V." mit einem offenen Brief an die JVA Büren um Fragen, die sich nach dem Todesfall stellten, beantwortet zu bekommen. Unter anderem
wollten die Mitglieder des Vereins wissen, warum die Alarmzentrale nicht besetzt war und warum die JVA versucht hat, den Gefangenen, der den Todeskampf von Rachid Sbaai mit angehört hatte, vor der Polizei zu verheimlichen. Bis zum heutigen Tag wartet der Verein jedoch vergeblich auf die noch offenen Antworten. Der Verein erinnert nun schon zum fünften Mal mit einer Mahnwache an den tragischen Tod eines jungen Menschen.

In der Zwischenzeit sind die Schicksale von über 4.000 Flüchtlingen bekannt, die an den Grenzen der "Festung Europa" oder bei dem Versuch der Abschiebung starben. An einem 30. August kamen neben Rachid Sbaai drei weitere Menschen in der Bundesrepublik ums Leben:

Kemal Altun sprang am 30.08.1983 aus dem Fenster des Verwaltungsgerichtes
Berlin. Zwar war sein Asylantrag anerkannt worden, doch der Beauftragte der Bundesrepublik klagte gegen die positive Entscheidung. Er verbrachte 13 Monate in Abschiebehaft, bevor er sich aus Verzweifelung das Leben nahm.

Kola Bankole wurde am 30.08.1994 von Bundesgrenzschützern umgebracht. Bei seiner Abschiebung wurde er gefesselten und mit einem Gurt und einer Socke geknebelt. Zusätzlich erhielt der herzkranke Mann noch Spritzen mit Beruhigungsmitteln. Er erstickte während des Fluges.

Altankhou Dagwassoundels stürzte am 30.8.2000 bei einem Fluchtversuch aus dem Fenster des 6. Stocks eines Krankenhauses. In dieses wurde er am Abend zuvor mit Verdacht auf Magenblutungen aus der Abschiebehaft heraus eingeliefert.

Die Mahnwache findet im Rahmen des bundesweiten Aktionstages gegen Abschiebehaft statt, der jeweils am 30. August in Erinnerung an diese vier Opfer stellvertretend für alle anderen veranstaltet wird. Wir können und wollen uns nie mit der Tatsache abfinden, dass Menschen inhaftiert werden, nur weil sie in der Bundesrepublik Zuflucht gesucht haben. Abschiebehaft ist inhuman und
nicht notwendig.

Wir möchten die Vertreter der Presse schon jetzt auf die bundesweite Demonstration gegen Abschiebehaft aufmerksam machen, die am 03.10.2004 um 13.00 Uhr vor der JVA Büren stattfindet. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Internetseite:

www.aha-bueren.de.


Gockel@gegenAbschiebehaft.de

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