www.hiergeblieben.de

Lippische Landes-Zeitung , 18.04.2008 :

Hexenstein ist eine schwere Last / Protest in Rinteln gegen Meierberger Findling mit Weltkriegs-Inschrift

Extertal-Meierberg/Rinteln (sch). Er ist als Hexenstein aus Meierberg in die Geschichte eingegangen. 50 Tonnen schwer, steht der Findling seit Jahrzehnten vor der heutigen Realschule in Rinteln - und sorgt wegen seiner Inschrift "Klagt nicht! Kämpft!" für heftige Diskussionen.

Der riesige Findling ist 1933 aus dem Extertal angekarrt worden, um als Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Schüler zu gelten. Fünf Jahre später wurde die Inschrift eingemeißelt, die jetzt zum wiederholten Mal einen Protest ausgelöst hat. Lehrer aus Frankfurt, die jüngst durch Rinteln radelten, haben den Stein ins Rollen gebracht und nach LZ-Informationen der Stadtverwaltung einen Brief geschrieben - mit der Frage, ob ein Schulhof der richtige Ort für einen solchen Stein sei.

Damit ist in der benachbarten niedersächsischen Kleinstadt eine Debatte entbrannt, die auch schon überregionale Medien auf den Plan gerufen hat. In Rinteln gibt es Stimmen, die sich für eine sofortige Entfernung der Inschrift aussprechen, andere sind für die Erhaltung; auch wird über die Möglichkeit diskutiert, neben dem riesigen Findling eine Tafel mit erklärenden Worten aufzustellen. Schließlich haben sich auch die Denkmalschützer zu Wort gemeldet, denn der Findling soll in der Denkmalliste der Stadt Rinteln eingetragen sein.

Träger der Realschule ist der Landkreis Schaumburg, der sich vor einer Woche dazu entschlossen haben soll, den Schriftzug entfernen zu lassen. Ob überhaupt und wann, das steht noch in den Sternen. Klaus Heimann, Pressesprecher des Landkreises, auf Anfrage der LZ: "Klar ist, dass sich etwas verändern muss. Aber wir werden keine Fakten in einer Nacht- und Nebelaktion schaffen." Seiner Auskunft nach soll auch abgewartet werden, was aus den durch die jetzige Debatte ausgelösten schulinternen Überlegungen werde.

Der Hexenstein beschäftigt auch immer mal wieder Extertaler, die auf den Spuren der Geschichte ihrer Gemeinde wandeln.

Transport mit zwei Dampfwalzen

Zu ihnen gehört Hans Böhm, der schon vor einigen Jahren Informationen über den Findling zusammengetragen hat. Der Transport des Granitblocks durch den Almenaer Steinbruchunternehmer Willi Kruse sei eine technische und logistische Meisterleistung gewesen, ließ Böhm die LZ 2001 wissen. Von der Fundstelle, kurz vor der Einfahrt zum Hof Baule, wurde eigens ein gut 100 Meter langer Balkenweg angelegt, auch musste die Brücke über die Exter bei Bögerhof verstärkt werden. Von der lippischen Grenze bis Rinteln ging es nur nachts, weil der Wagen und die ihn ziehende Dampfwalze auf dem von der August-Sonne weich gewordenen Asphalt tagsüber eingesunken wären. Am Berg bei der Ortschaft Krankenhagen war ein zweites Dampfross nötig: Die Eisenwalzen der Zugmachine drehten durch.

Bildunterschrift: Stein des Anstoßes: Seit 1933 steht der Findling aus Meierberg in Rinteln, seit 1938 mit der Inschrift "Klagt nicht! Kämpft!"


lemgo@lz-online.de

zurück